Canada vs. Germany (und ein starkes Verlangen nach Brot!)

Beinahe sechs Wochen sind vergangen, seit ich hier angekommen bin (und viel zu viel Zeit seit meinem letzten Eintrag...) und ich denke, ich bin jetzt bereit, ein wenig über die Unterschiede zwischen Kanada und Deutschland zu schreiben - und davon gibt es einige...

Fangen wir gleich mit dem Wichtigsten an: das ESSEN! Ich VERMISSE deutsches Brot! Aaaaah!

   Das Wichtigste ist gesagt worden, weiter zum nächsten Thema.

Nein, quatsch. Es ist weitaus MEHR als das Brot, das Kanada von Deutschland unterscheidet. Es ist ja nicht einmal so, dass es hier kein Brot gibt, doch egal, welche Sorte von Brot, selbst wenn es Vollkornbrot ist: alles ist so wie Toastbrot! Weich, fluffig und irgendwie ziemlich süß, was wohl den ganzen seltsamen Inhaltsstoffen zu verdanken ist (mal ehrlich, was hat "konzentrierte Rosienensaft" in Brot zu suchen? Ugh!!!). Es schmeckt noch nicht mal so schlecht, aber es ist eben kein deutsches Brot.

   Wo wir gerade von seltsamen Inhaltsstoffen sprechen: die gibt es hier viel zu viel. Überall findet man Zutaten, die noch nicht einmal in LEBENSMITTEL gehören sollten, finde ich. Ein Joghurt mit einer Zutatenliste von zehn Inhaltsstoffen, eins davon übrigens Gelatine, was als Pescatarierin natürlich hervorragend ist, ist doch kein Joghurt! Selbst in den Nudeln, den stinknormalen Spaghettis, verstecken sich irgendwelche seltsamen Säuren und andere unaussprechliche Zutaten. Und ich dachte, Deutschland wäre schon schlimm.

   Ein weiterer Punkt: Saucen. Ich weiß natürlich nicht, ob das in jeder Familie der Fall ist, aber hier haben wir eigentlich nur Soßen, wenn wir Nudeln essen, während wir zuhause Soßen zu Gemüse, zu Reis, zu Fisch haben. Ich kann gar nicht sagen, wie viel Hummus ich hier schon als Dip/Soßenersatz gegessen habe... naja, irgendwann gewöhnt man sich daran. 

   Genau wie an die Art zu Essen. Wie gesagt, vielleicht ist es nicht überall so, aber zumindest in den Familien meiner Freunde und mir: man wartet nicht mit dem Essen. Man füllt seinen Teller in der Küche (noch ein Unterschied) und fängt einfach an zu essen - ohne das es unhöflich wirkt! Auch abräumen tut man einfach, wenn man fertig gegessen hat, ohne zu beachten, dass andere Personen noch essen. Daran habe ich mich ehrlich gesagt immer noch nicht ganz gewöhnt...

   Eine letzte Sache: vegetarische oder vegane Ernährung. Selbst in Deutschland ist es nicht überall leicht/möglich, vegan/vegetarisch zu essen, doch es wird besser. Hier bietet die größte Café-Kette, Tim Hortons, nicht einmal einen veganen/laktosefreien Milchersatz an, was meiner Meinung der Beliebtheit keinen Abbruch machen würde. Auch im Café in der Schule gibt es, wenn überhaupt, einmal die Woche etwas vegetarisches, und die abgepackten Sandwiches und Wraps sind vor allem eins: nicht vegetarisch. Nun ja, manche Länder brauchen eben länger als andere...

   Ach, um es nicht zu vergessen: viele Schüler hier essen ungesund, doch meiner Meinung nach ist es weder anders als in Deutschland, noch sehe ich eine Menge Übergewichtige hier. Da unterscheidet sich Kanada, zumindest in meiner Region, nicht zu groß von Deutschland.

   Apropos groß: ein Kilo geraspelter Parmesan  oder 1,75 Kilo Joghurt sind hier ebenso wenig eine Seltenheit wie die typischen riesigen Pickups, die jede Familie hier zu haben schient!

Etwas, was mir in den letzten Wochen in der Schule noch aufgefallen ist, ist, wie viele Schüler die Schule/Fächer schwänzen, viel zu spät kommen oder den Unterricht einfach mittendrin verlassen, ohne dem Lehrer Bescheid zu sagen. Auch kann man sich anscheinend für URLAUB entschuldigen lassen; ein Mädchen in meinem Kunstkurs hat einfach zwei Tage gefehlt, weil sie Campen war! Ich meine, was? In Deutschland wäre das wohl kaum möglich gewesen, es sei denn, man fälscht eine Krankheit vor...

Ein weiterer, sehr bedauernder Unterschied sind öffentliche Toiletten. Ja, auch das spreche ich hier an, denn es ist... etwas unangenehm. Die Toiletten sehen generell etwas anders aus, was jetzt kein großes Problem darstellt, aber WER MAG ES BITTESCHÖN, WENN DIE TÜR SO NIEDRIG IST, DASS MAN ALLES AUßERHALB SEHEN KANN, WENN MAN SICH GERADE HINSTELLT? Das ist so seltsam! Oder, noch besser, wenn die Tür ungefähr auf Kniehöhe anfängt? Oder gefühlt zwei Zentimeter an den Seiten fehlen? Mangelt es ihnen etwa an Holz? Keine Ahnung, aber irgendwie glaube ich das nicht... 

Schnell zum nächsten Thema: Verkehr. Oder eher: Highways und Busfahrer. Warum Highways? Ich finde, sie sind es einfach, die nordamerikanische Städte etwas Eigenes verleihen, etwas, dass es unmöglich macht, sie mit einer europäischen Stadt zu verwechseln. Nicht nur, dass die Straßen breiter erscheinen, sondern es sieht außerdem aus, als wäre sie mitten aus dem Wald ausgeschnitten, wie eine Freundin einmal gesagt hat. Neben der Fahrspur ragen riesige Nadelbäume auf, die einem einfach das Gefühl geben, wirklich woanders zu sein. Das, und dass der Streifen auf der Straße gelb ist. Ja, das muss natürlich auch noch erwähnt werden. Generell bemerkt man im Straßenverkehr einige Unterschiede, von der weißen Fußgängerampel über nicht/kaum vorhandene öffentliche Verkehrsmittel bis zu fehlenden Fuß- und Radwegen, die es einem nicht wirklich erleichtern, umweltfreundlich zu reisen. Dafür recyclen Kanadier so ungefähr alles - und wenn ich sage alles, dann meine ich alles. Bei den meisten Dingen bin ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass sie nicht recycelt werden, zumindest nicht in Deutschland... nun ja, andere Länder, andere Sitten. 

   Okay, weiter zu den Busfahrern. Man begrüßt und bedankt sich bei jedem Ein- und Aussteigen! Etwas, was ich mir von vielen Deutschen ehrlich gesagt auch wünschen würde. Generell ist man hier viel offener zu fremden Menschen, seien es Kassierer, Lehrer - oder eben Busfahrer. Tja, Deutschland, schneid dir davon mal eine Scheibe ab! (Ich will BROOOOOT!!!)

Das war mal wieder ein langer - und notwendiger - Artikel. Es tut mir leid, dass die Einträge nicht allzu regelmäßig kommen... Bald wird es allerdings sicherlich wieder einen Eintrag geben, schließlich stehen Thanksgiving und Halloween vor der Tür!

Auf Wiederhören, und danke für jeden Kommentar, den ihr hinterlasst!