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Schule, Freunde, Freizeit

Wow. Vier Wochen. So lange bin ich morgen schon hier. VIER WOCHEN! Die Zeit rast wirklich, und das ist nicht nur so dahingesagt. In vier Monaten bin ich schon wieder zuhause, gehe in die deutsche Schule und beneide meine Freunde hier in Kanada, dass sie bis acht Uhr schlafen können. Und da sind wir schon bei zwei unseren Themen für heute: Schule und Freunde. 

 

   Schule ist die meiste Zeit ziemlich relaxt. Meine Lehrer und Fächer sind ziemlich cool, und ich habe weder Hausaufgaben, noch habe ich bis jetzt irgend einen Test geschrieben. Dank sei meinen Fächern!

   Vorletzte Woche habe ich es endlich geschafft, aus Mathe rauszukommen und Rock Climbing zu bekommen! Yayyyy! Es macht mega Spaß und auch der Lehrer ist ziemlich cool! Außerdem habe ich Kunst, Skills Exploration (Wir haben unsere "Schubladenklinke" und unseren Phone Holder beendet, und jetzt geht's an eine Pfeife und Ringe!) und Spoken Language. Letzteres ist eine Mischung aus Englisch, Geschichte, Politik und allem möglichen, wir machen sehr viel Praktisches und viel mit der gesamten Klasse. Es macht sehr viel Spaß, nicht zuletzt, weil die Lehrerin so relaxed ist!

   Wo wir gerade von Lehrern sprechen: es ist wahr, das Lehrer - Schülerverhältnis hier ist ziemlich gut einige Lehrer*innen sprechen wir einfach mit Vornamen an. Generell sind die Lehrer ziemlich gelassen, auch das Zuspätkommen wird oft nicht wirklich beachtet, ebenso wenig wie Essen im Unterricht. Auch das Verhältnis zu Handys in der Schule ist anders. An unserer Schule zuhause darf man das Handy nicht im Unterricht benutzen, was ich persönlich total nachvollziehbar finde. Hier kümmert es die Lehrer kaum, wenn man Serien guckt oder Nachrichten checkt. Nur unsere Englischlehrerin bittet uns immer, die Handys in den Ranzen zu packen, während wir etwas besprechen, was ich ehrlich gesagt gut finde.

 

  Kommen wir nun zu Freunden. Mit einigen Austauschschülern verstehe ich mich echt mega gut, unter Anderem mit Thea, Annie und Lina. Manchmal machen wir nach der Schule etwas zusammen oder verbringen die Pausen gemeinsam - abgesehen von Lina, die leider nicht auf meiner Schule ist. Allerdings reden wir mittlerweile die meiste Zeit Englisch, da wir alle uns irgendwie etwas schlecht fühlen, wenn wir so viel Deutsch sprechen und es auf Dauer ziemlich verwirrend ist, unser Gehirn immer auf die andere Sprache umzuschalten. Mittlerweile kann ich manchmal gar nicht mehr sagen, auf welcher Sprache ich denke, denn die beiden vermischen sich einfach. Das ist ein weiterer Grund, warum man sich mit den anderen Austauschschülern verbunden fühlt, denn man versteht, wie der andere sich fühlt - und es tut ziemlich gut, mit jemandem zu reden, der das Gleiche durchmacht wie man selber.

   Mit den Kanadiern sieht es etwas anders aus. Ich habe einige nette und coole Kanadier getroffen, mit denen ich zum Beispiel Pausen verbringe oder einfach nur quatsche. Trotzdem kann man noch nicht von Freundschaft sprechen, dafür kennen wir uns einfach noch nicht gut genug und es ist natürlich schwerer, sich mit Einheimischen anzufreunden, die ihre eigenen Cliquen haben, als mit anderen Austauschschülern in der gleichen Situation, aus dem gleichen Land. Das war mir aber eigentlich klar. Auch haben Thea und ich uns vor zwei Wochen mit einem Mädchen aus unserem Englischkurs (und meinem Kunst - und Kletterkurs) getroffen und das war ziemlich cool. Sie ist zwar keine Kanadierin, aber lebt seit etwa vier Jahren hier. Nun ja, ich werde euch auf dem Laufenden halten!

 

   Als ich noch zuhause war, habe ich mir einige Sachen vorgestellt. Von der Landschaft über meine Gastfamilie und Essen bis zu Teams und Clubs in der Schule, und das, obwohl ich mir eigentlich gesagt habe, keine Erwartungen zu haben, aber das klappt natürlich nicht. Und wenn ich eins hier gelernt habe, dann, dass man diese Erwartungen auch gleich vergessen sollte, denn meistens entsprechen sie nicht der Wahrheit. Wenn nicht sogar fast nie. Warum ich das hier erwähne? Weil ich denke, dass es wichtig ist, zu wissen, dass man enttäuscht werden wird, wenn man sich an seine Erwartungen klammert. Nicht, weil alles schlechter ist als gedacht, sondern weil man einfach nicht bemerkt, dass anders nicht gleich blöd bedeutet, sondern eben einfach nur anders. Und das ist vielleicht auch gut so, schließlich wäre es doch ziemlich langweilig, wenn man immer weiß, was und wie etwas passieren wird, nicht?

   Ein Punkt zum Beispiel, den ich mir anders vorgestellt habe, sind die Freizeitaktivitäten. Ich wollte ungefähr allen Sportclubs beitreten, und zwar von Anfang an, aber das ist ziemlich unmöglich, da es hier in Kanada sozusagen Zeiten für bestimmte Sportarten gibt; momentan zum Beispiel gibt es Volleyball und Feldhockey, Anfang November starten dann Rugby und Basketball - die beiden Sportarten, die ich auf jeden Fall ausprobieren möchte! Auch der Dramaclub hat noch nicht begonnen, und so habe ich nachmittags oft nichts zu tun. Dienstags und Freitags kann man nach der Schule Klettern gehen, was ich auch wahrnehmen werde, wenn ich die Motivation dazu habe, nach dem täglichen Klettern in der Schule ;-) Auch während der Schule finden Clubs statt, zum Beispiel der Kunstclub, zu dem ich dienstags und donnerstags während der Mittagspause gehe, und dem Chor, der freitags während des Lernblocks, in dem wir Hausaufgaben erledigen können (oder lesen, wenn wir nichts zu tun haben ;-)) Bald werden sicherlich auch andere Clubs starten, man muss einfach die Augen aufhalten!

 

  Nun gut, das war vielleicht ein etwas trockener Artikel heute, aber ich fand es wichtig zu wissen, dass ihr ein bisschen von meinem Schulalltag und generell meiner Freizeit hier erfahrt - ich hoffe, es war interessant ;-) Wenn ihr Wünsche oder Anregungen für einen Blogartikel habt, immer her damit! Ansonsten, bis zum nächsten Eintrag! 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Papa (Sonntag, 29 September 2019 09:47)

    Hallo Jule,
    das kann ich gut nachvollziehen, dass es schwierig ist, nicht zu viel zu erwarten.

    Schließlich gehört das „Erwarten“ zur Vorfreude der letzten Monate.

    Aber es ist wichtig, dass Du es pragmatisch angehst, so wie Du es auch schilderst. Es ist wie es ist, nicht schlecht, nur anders. Mache das Beste draus.

    Was die Freundschaften angeht, bedenke einfach, das Freundschaften Zeit brauchen. Es gibt „Beschleuniger“ für Freundschaft, bspw. herausfordernde Lebenssituationen, wie Du und eben auch die anderen Gastschüler es gerade erleben, das schweißt zusammen.

    Aber Du wirst bestimmt auch zunehmend innigere Verhältnisse zu Kanadiern aufbauen, wenn Du offen dafür bleibst.

    Liebe Grüße
    Papa