Ja, ihr habt richtig gelesen, eventuell auch in den letzten Kommentaren: ICH HATTE GEBURTSTAG!!!! Nicht nur mein erster Geburtstag außerhalb von Zuhause, sondern auch mein erster Geburtstag allein - und wie das so war, werdet ihr erfahren, wenn ihr weiterlest!
Mein Geburtstag war an einem Sonntag. Das war schon mal gut. Es hat geregnet. Das war eher nicht so gut, zumal wir den Tag in Victoria verbracht haben.
Ich habe mich nicht gefühlt, als ob ich Geburtstag hätte. Das hat mich nicht weiter verwundert, da ich dieses Gefühl schon lange nicht mehr richtig hatte :-( Allerdings liegt das nicht daran, dass ich keinen tollen Tag oder niemanden hatte, die mir bewusst gemacht haben, dass ich Geburtstag hatte, denn so war es auf keinen Fall! Ich hatte einen unglaublich tollen Tag und bin so dankbar, ihn hier verbracht haben zu dürfen!
Trotzdem war es am Morgen hart, nicht ein wenig wehmütig zu sein. Ich habe mit meinen Eltern telefoniert (vielleicht nicht die beste Idee ;-)) und es war seltsam zu wissen, dass mein Geburtstag so anders sein würde als ich es kannte.
Zuerst war da das Frühstück. Oder eben nicht das Frühstück. Zuhause haben wir (zumindest am Wochenende) ein großes Frühstück mit Brötchen etc... und Kuchen. Der darf natürlich nicht fehlen. Hier hatte ich weder Brötchen noch Kuchen, und das hat mich wieder ein wenig wehmütig gemacht, aber mir war klar, dass jede Familie andere Sitten hat.
Auf dem Weg nach Victoria haben wir eine deutsche Freundin, Lina, von der gleichen Organisation wie ich, abgeholt. Es hat mich mega gefreut, dass meine Gasteltern angeboten haben, sie mitzunehmen, da wir leider nicht die gleiche Schule hier besuchen und uns somit nicht so oft sehen.
In Victoria angekommen hatte es zwar aufgehört zu regnen, aber wirklich berauschend war das Wetter nicht - wieso sollte es auch. Also bestand unser erstes Ziel aus einem Miniaturmuseum, das sich wirklich gelohnt hat. Von zerstörten Städten in Kriegen über das Haus des Weihnachtsmannes bis hin zu König Arthurs Camelot gab es viele unglaublich detaillierte Welten, die man sich anschauen konnte.
Wer sich jemals Bilder von Victoria angesehen hat, ist sicherlich schon mal auf dieses Gebäude gestoßen, das Parlamentgebäude. Wir konnten leider nicht ganz rangehen, da etwas gebaut wurde, aber zumindest ein Bild konnte ich machen!
Mit einem Taxiboot, siehe oben, sind wir dann zur Fisherman's Wharft gefahren, einer Ansammlung von Hausbooten und Restaurants, wo wir etwas gegessen haben. (Bestellt euch KEINE Fish and Chips, wenn ihr wirklich hungrig seid. Sie sind vielleicht gut, aber es lohnt sich nicht. Sagt nicht, ich habe euch nicht gewarnt.)
Die nächste Station war Schloss Craigdarroch, das genau so altertümlich war, wie es sich anhört. Wenn man bedenkt, wie jung Kanada ist, ist es glaube ich wirlich alt - alt, groß und wirklich schön. Die Zimmer sind so gestaltet und eingerichtet wie in alter Zeit, die eine Hälfte des Gebäudes als das Wohnhaus, als das es einst genutzt wurde, die andere Hälfte als das Krankenhaus, das danach kam. Es gab einen alten Flügel, den man spielen durfte - und wenn es eins gibt, was mich glücklich macht, dann den Sound eines alten Flügels. Und Schokolade. Die darf natürlich nicht fehlen.
Nun ja, weiter im Text. Später am Abend, nach einem Trip ans Meer und zu einer Art Aussichtspunkt, sind wir dann in die Spaghetti Factory gefahren, in der es, wie man sich vielleicht schon denken kann, Nudeln gab. Natürlich hat meine Gastmutter dem Personal gesagt, dass es mein Geburtstag war, und so wurde ich von den ganzen Kellnern unter Augen des ganzen Restaurants besungen. Wie ich diese Art von Aufmerksam liebe!
Das war auch schon die letzte Station dieses Abends, und nachdem wir Lina abgesetzt hatten, ging es nach Hause, wo noch eine Überraschung auf mich wartete. Ich saß völlig unwissend in meinem Zimmer, als plötzlich meine Gasteltern mit einem Kuchen ankamen! Ich war völlig überfordert, regelrecht overwhelmed, und habe mich mega gefreut. Und so wisst ihr, dass ich am Ende doch sowohl einen Kuchen, als auch ein Geburtstagslied von völlig fremden Menschen bekommen habe - was für ein Geburtstag!
Aber nein, wirklich. Ich hatte einen tollen Tag, obwohl es anfangs schwer war zu wissen, dass es etwas ganz Neues für mich sein würde. Aber dafür bin ich hier, was? Um neues zu entdecken, über mich selbst zu wachsen und, ganz besonders, um Erfahrungen fürs Leben zu machen. Und die mache ich.
Vielen Dank an alle Glückwünsche und Kommentare, ich freue mich immer, Feedback von euch zu bekommen, und auch über Verbesserungsvorschläge oder Fragen bezüglich irgendetwas wäre ich nicht traurig!
See you
Jule
Kommentar schreiben
Mama (Donnerstag, 26 September 2019 15:48)
Hallo meine 15-jährige Tochter;-)
Ich habe mir deinen Geburtstag lebhaft vorstellen können nach deiner tollen Geburtstagszusammenfassung! Insbesondere in das „Besingen werden“ konnte ich mich richtig gut reinversetzten und fühlen, wie Du dich wohl gefühlt haben magst;-)))
Den nächsten Geburtstag feierst du wieder zuhause, uns hat das leckere Frühstück auch gefehlt - und Du hast uns gefehlt!
Lass es Dir weiter gut gehen, bald bist du schon vier Wochen weg, die ganz schön schnell vergangen sind, nur noch 122 Tage:-) fühl dich gedrückt, Mama
Waltraud (Sonntag, 29 September 2019 13:11)
Hallo Jule,
ich habe gerade wieder von deinen Berichten gelesen.
Sehr spannend. Ich "verfolge" alles von dir.
Sei ganz lieb gegrüßt von Waltraud