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The first four days...

Vier Tage. So lange bin ich jetzt schon hier. Okay, es hört sich nicht viel an und ich habe das Gefühl, schon so viel länger hier zu sein, wahrscheinlich, weil ich schon so viel getan habe. 

   Nach zwölf Stunden Schlaf und einer Runde Pancakes war ich endlich wieder halbwegs fit. Auf dem Weg vom Flughafen nach Hause haben mir meine Gasteltern bereits einiges von meiner Gegend gezeigt, unter anderem ein Forest Museum, bei dem es alles mögliche rund um Holzfällerei und Wälder zu sehen gibt. Das war also unsere erste Station am Montag. 

   Das Museum war ziemlich cool aufgebaut, man konnte sich ganz unterschiedliche Gebäude und Geräte ansehen, die die Arbeiter benutzt haben oder wo sie gelebt haben. Es gab Schmieden, Posthäuser, eine Schule und alles mögliche, was man nicht in so einem Museum erwartet. Das Highlight war wohl die Fahrt mit der alten Dampflokomotive, die nur noch selten fährt, weil sie so alt ist. Da hatten wir wohl Glück, dass an diesem Tag der 109te Geburtstag der Bahn gefeiert wurde.

 

   Nach dem Museum ging es ans Meer - in eine Bay nicht allzu weit von unserem Haus. Das Wasser war kalt. Ich war trotzdem schwimmen, wer mich kennt, wird das sicherlich nicht wundern, da mir kaltes Wasser relativ egal ist - außer im Schwimmbad. Naja, egal, die Aussicht war toll und es hat Spaß gemacht.

 

Nach dem Abendessen waren wir bei den Eltern meines Gastvaters. Sie haben eine kleine Farm etwas außerhalb der Stadt und ein ziemlich schönes Haus. 

 

Damit war der erste Tag auch schon zu Ende, und ehrlich gesagt war ich ziemlich froh, da ich immer noch ziemlich müde war. Immerhin ist es hier neun Stunden früher als in Deutschland!

 

Am Dienstag hieß es recht früh aufstehen, da wir einen Orientation Day mit allen Austauschschülern von Cowichan Valley hatten. Wir haben ein paar organisatorische Sachen gemacht und Spiele gespielt, um uns besser kennenzulernen. Es sind einige Deutsche hier, mit denen ich mich gut verstehe, und ich habe ein Mädchen kennengelernt, Thea - auch aus Deutschland -, das in meiner Straße lebt, sodass wir zusammen zur Schule gehen können.

 

Alles in allem war es ziemlich cool und ich bin froh, dass es diese Veranstaltung gab, da zumindest ich mich sehr gut aufgehoben und betreut fühlen konnte. Am Abend sind wir noch ein wenig durch die Gegend gefahren und dann ging es schon wieder ins Bett - und mein erster Schultag startete.

 

Meine Schule ist ehrlich gesagt nicht wirklich schön. Es ist schon anders, besonders mit den vielen großen Schließfächern, aber ich habe es mir ganz anders vorgestellt.

   Zu Beginn des Tages hatten wir Internationals, also die Austauschschüler, zusammen eine weitere "Orientation". Wir haben unsere Stundenpläne erhalten und erklärt bekommen, eine Tour durch die Schule bekommen und einen kleinen Sprachtest gemacht - wofür genau der gut war, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Unsere Schulzeiten sind ziemlich seltsam: die Schule startet um 8:56 und es gibt vier Blocks à 1:12 Stunden. Der Sinn dahinter? Frag nicht. 

Zu meinen Fächern: leider habe ich keines der gewünschten Fächer. Ich habe: Spoken Language, bei dem aber dieses Jahr zum ersten Mal für die zehnte Klasse nicht nur um Sprache, sondern, wie ich es verstanden habe, auch um Geschichte und Karrierefindung geht. Außerdem habe ich Mathe, was ich laut meinem Lehrer zuhause gar nicht bräuchte, da wir schon weiter im Stoff sind, Visual Arts, also Kunst, was ich ganz cool finde, obwohl ich es mir nicht gewünscht habe, und Skills Exploration. Ich weiß noch immer nicht, was genau das ist, vielleicht eine Mischung aus Metallarbeit und Automechanik. Auf jeden Fall voll mein Ding... nicht. Eigentlich hätte ich gerne Photography, Drama und Sport gehabt, aber naja... vielleicht kann ich morgen noch Kurse tauschen.

 

   Nach der Mittagspause hatte ich meine ersten letzten Fächer: Mathe und Spoken Language. Mathe war, wie erwartet, ziemlich einfach, es geht um Einkommen beim Arbeiten, wie viel man in einer 40-Stunden Woche bekommt, wenn man einen Tagesgehalt von so und so viel Dollars bekommt und so weiter. Ziemlich einfache Mathematik also, zumindest für deutschen Standard, aber das war okay. 

   Zum Schluss hatte ich Spoken Language. Die Lehrerin ist ziemlich cool und sie wird uns normalerweise keine Hausaufgaben aufgeben (finde ich gut!). Wir haben fast die ganze Zeit Kennenlernspiele gespielt, also war auch dieser Unterricht nicht wirklich anspruchsvoll. 

 

Nach dem Unterricht war ich mit Thea in der Stadt. Damit wir unser Englisch nicht verlernen, haben wir versucht, kein Deutsch zu sprechen. Anfangs war es etwas seltsam, aber dann war es eigentlich kein Problem mehr. 

 

Meine Gastmutter ist Mitglied in einem Chor und gestern war Probe, also bin ich kurzerhand mitgekommen. Es war wirklich schön, ihnen zuzuhören, und mal wieder habe ich bedauert, dass ich nicht singen kann. Tja. Doof gelaufen, würde ich sagen... 

 

Am Donnerstag - heute - hatte ich meinen ersten richtigen Schultag. Mein erstes Fach war Skills Exploration, das stattfand im Metallarbeitenraum (ist das seltsam, das auf Deutsch zu schreiben...), direkt neben einem Raum, in dem Autos unter der Decke hingen - wenn man ganz genau überlegt, könnte man denken, es wäre der Automechanikraum. I'll see! 

Jedenfalls war es, wie gedacht, nicht ganz mein Lieblingsfach. Wir haben zwar nur ein paar Regeln besprochen und danach in kleinen Gruppen nach verschiedenen Werkzeugen, deren Namen, Lage und Funktion gesucht, aber ich schätze, ich werde diesen Kurs wechseln, wenn ich kann. 

Nach Block A hatten wir Advisory. Dabei werden Informationen weitergegeben und Unklarheiten besprochen - heute haben wir allerdings wieder einmal Kennenlernspiele gespielt.

Block B ist Kunst für mich - bis jetzt garantiert mein Lieblingsfach. Es ist ziemlich entspannt und die Lehrerin ist ziemlich nett - und ich mag Kunst. Das könnte auch mit reingespielt haben.

   In der Mittagspause habe ich zuerst mit meinen deutschen Freunden gegessen (Und nein, wir haben keine typische Cafeteria, in der jeder bei seiner Gruppe sitzt und wir Austauschschüler die Außenseiter sind..) und bin danach zurück in den Kunstraum zum Arts Club gegangen - unter anderem, um endlich wirklich kanadische Teenager kennenzulernen. Wir haben noch nichts künstlerisches gemacht, da es das erste Treffen und kaum jemand da war, aber es war trotzdem lustig. 

  Die letzten beiden Blocks gingen recht schnell vorbei, meine Sitznachbarin in Mathe war total erstaunt, dass wir denselben Stoff schon in der achten Klasse hatten, und in Spoken Language haben wir mal wieder gespielt.

 

Der Tag ist noch nicht ganz vorbei, wir gehen vielleicht nochmal zu den Eltern meines Gastvaters. Nun denn, jetzt wisst ihr, was ich so getan habe. Ich hoffe, es hat euch nicht gelangweilt und ihr seid immer noch curious, mehr von meinem exciting adventure zu hören!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Papa (Freitag, 06 September 2019 12:58)

    Du kannst nicht singen? Echt? :-))))))

    Wenn du sagst, das Wasser ist kalt, fahren dort schon die ersten Eisbrecher durch die Bucht... :-)

    Falls Du den Mechaniker Kurs machst, könntest Du demnächst mit Reifen aufziehen und Ölwechsel Dein Taschengeld aufbessern :-)

    Scherz beiseite, hört sich doch sehr gut an und wegen der Kurse, sprich das mal an, da geht bestimmt was!

    Wie lange ging denn die Fahrt mit dem Zug? Findet dort immer noch Holzwirtschaft statt?

  • #2

    Herr Kollege (Samstag, 07 September 2019 17:19)

    Schön zu sehen, dass Sie noch leben.
    Was das Singen betrifft bin ich mir ziemlich sicher, dass es nicht zutrifft. Schließlich bist du doch ein Naturtalent darin hehe. Vielleicht lernst du ja paar neue Lieder von deiner Gastmutter und trägst sie uns dann vor, wenn wir uns das nächste Mal sehen!